Lichtblick-in-Bielefeld
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Thomas Mein Lebensbericht

 

Thomas 37 J. 2 Kinder 

 

Der Alkohol begleitet mich mein ganzes Leben, mit 14 Jahren fing ich mit dem Genuß von Alkohol an, das sich dann wie ein roter Faden durch mein Leben zog.

- 1978 Tod meiner Mutter
- 1985 Heirat und Geburt des ersten Kindes (Sohn)
- 1987 Geburt des zweiten Kindes (Tochter)

 

1988 begann ich bereits mehr zu trinken als gewöhnlich. Denn da fing ich auch an regelmäßig nach Feierabend, zusammen mit meinem Freund - der auch Arbeitskollege und mein Nachbar war, mich in Kneipen heimisch zu fühlen sowie auch zu Hause übermäßig viel Alkohol zu konsumieren. Die finanziellen Probleme nahmen ihren Lauf und meine Frau fing auch schon mit dem Trinken an. Was langsam aber allmählich, so bin ich mir heute sicher, der Absturz ins Alkoholikerleben bedeutete.

1992 kam die große Krise. Meine Frau setzte im starken Alkoholrausch unsere Wohnung in Brand. Ich konnte es trotz meinem starken und übermäßigen Alkoholgenusses nicht verstehen und trennte mich von meiner Frau. Da ich noch in Arbeit stand und ich die Kinder behielt mußte ich sie schweren Herzens für ein Jahr in ein Heim geben (von Montags - Freitags) es war eine schreckliche Zeit angebrochen. Zumal ich auch nicht viel später zudem noch arbeitslos wurde. Mich hielt nur noch der Alkohol aufrecht (bis auf minimale Trinkpausen). Meine Frau machte ihren ersten Entzug von 6 Wochen. Ich hatte und wollte meine Sucht noch nicht erkennen.

1993 nahm ich meine Frau wieder zu Hause auf und vergab ihr. Unsere Kinder kamen im Sommer auch aus dem Heim wieder raus und blieben dann für immer zu Hause. Durch das wieder zusammenleben mit meiner Frau verlor ich meine Geschwister, da sie es nicht verstanden haben, das ich meiner Frau verzieh. Das war ein weiterer schwerer Schlag für mich, denn ich hing sehr an meine Geschwister. Nur mein Vater hat zu uns gehalten. Was zur Folge hatte, das ich nun noch mehr Alkohol zu mir nahm (ich war bereits bei ca. 3 Fl. Weinbrand angekommen). Durch mein Trinkverhalten zog ich meine Frau auch wieder in die Sucht rein.

1994 hatte mich der Alkohol verzehrt und ich erkannte etwas tun zu müssen und bat meine Frau mir alle notwendigen Papiere zu besorgen sowie mir einen Platz im Jüdischen Krankenhaus zu beschaffen. Am 6.2.1994 trat ich den Gang ins Krankenhaus an und verbrachte dort 12 Wochen. Ich habe dort vor dem Teufel Alkohol kapituliert, meine erste Trockenheit (4 Jahre) hielt trotz vieler gravierenden negativen sowie positiven Erlebnisse.

- Aug.94 Arbeitsaufnahme
- Dez.94 Rückfall meiner Ehefrau mit Suizidversuch - trotz längerer Trinkpausen bis zu 2 Jahre
- Jan 95 Magendurchbruch mit Not OP
- Mai 95 Verlust meines Arbeitplatzes wegen der Magen OP
- Dez.95 bin ich einem Karnevalsverein beigetreten

Die Vereinszugehörigkeit gab mir auch wieder Kraft und Mut sowie ein aus gefülltes Leben. So mal alle Familienmitglieder sich dem Hobby anschlossen und meine Frau auch in dieser Zeit keinen Alkohol mehr trank. Dies alles schaffte ich auch ohne Gruppenbesuche. Was sich aber im nachhinein für mich als falsch bewies (keine Gruppen zu besuchen). Heute habe ich die Erkenntnis, das alles weitere vielleicht anders gekommen wäre, wenn ich wie heute regelmäßig eine Gruppe besucht hätte. Aber die gemachten Erfahrungen (z.B. neue Therapieerkenntnisse sowie meine heutigen Gruppenfreunde) möchte ich auch auf keinen Fall missen.

1998 gab es große Probleme in der Karnevalsgesellschaft die mich zum Austritt bewegten und meine Frau fing auch wieder mit dem Trinken an. Es brachen noch viele weitere Probleme über mich ein. Am schlimmsten war der Kampf gegen den Alkoholkonsum meiner Frau. Als ich dann wieder einmal eine halbe Flasche Schnaps gefunden hatte, faßte ich den Entschluß, entweder wir gehen beide kaputt oder wir beginnen beide nach dem Rückfall nochmal von vorne. Mein "Harakiri" Rückfall dauerte knapp 4 Monate. Am 18.6.98 konnte ich nach einigen Schwierigkeiten meinen zweiten Entzug machen. Ich blieb bis zum 3.7.98 im Jüd.Krk.Haus. Bereits im Krankenhaus suchte ich mir nun eine Selbsthilfegruppe. Ich hatte vom Tag an einen großen Kreis hervorragender Freunde. Meine Frau begann ihren Entzug am 5.7.98. Im Anschluß beschlossen wir eine Familientherapie in Motzen durchzuführen. Kurz bevor wir (gesamte Familie) am 24.Oktober unsere Therapie antraten, starb zwei Wochen vorher mein Vater. Da ich entschlossen war keinen Alkohol mehr zu trinken, überstand ich das traurige Erlebnis auch trocken. Die Therapie dauerte 4 Monate und alles lief so wie ich es mir vorgenommen hatte. Wir wurden wieder eine neue Familie und ich freute mich, daß mein Harakiri geklappt hatte und den Erfolg mir brachte, was ich mir vorstellte. Meine neuen Freunde aus der Kreuzbundgruppe standen mir und meiner Frau die ganze Therapie über bei.

1999 im Februar kamen wir wieder nach Hause. Ich begann am 1.3.99 eine Weiterbildung und das Familienleben fing auch sehr Verhaltungsvoll an. Bis zum April, denn da fing meine Frau leider wieder mit dem Trinken an. Alles vorgenommene war dahin. Ich fand im Laufe des Jahres auch wieder Arbeit, aber meine Frau trank weiter. Für mich stand fest, einmal Harakiri reicht. Mit Hilfe meiner Kreuzbundfreunde überstand ich auch diese Zeit. Mit meiner Frau hatte ich mehr und mehr Streit (nur des Saufens wegen). Ich drohte sie auch des öfteren, sie zu verlassen, aber alles drohen half nichts. In der Zwischenzeit verlor ich auch leider wieder meine Arbeit. Auch das zog mich nicht wieder runter, denn ich suchte mir wieder eine neue Arbeit was auch ersteinmal klappte.

2000 im Januar bin ich leider wieder arbeitslos geworden, aber ich setzte alles daran am 1.2.2000 eine Weiterbildung zu beginnen. Bei dieser Weiterbildung lernte ich auch eine liebe nette Freundin kennen, mit der ich offen über meine Probleme sprechen konnte. Zu Hause wurde es mit der Sucht meiner Frau immer schlimmer. Im Februar verliebte ich mich in meine nette Zuhörerin und ich entschloß mich von meiner Frau und Kinder entgültig zu trennen. Auch aus dem Grund, um meine Trockenheit und Gesundheit zu schützen. Was meine Kinder betrifft läuft alles Super, sie brachten viel Verständnis auf und sie verstehen sich auch prima mit meiner neuen Freundin.Leider wie es meist so oft im Leben ist, hielt die Beziehung leider nur 2 Monate (aber was wichtig für mich war, wir bleiben gute Freunde).

Ich bin dann wieder zu meiner Familie zurückgekehrt und probierte es mit meiner Frau nochmal auf Probe. Sie hatte mir versprochen was gegen ihre Sucht getan zu haben und sich auch als solches geändert zu haben. Wir vereinbarten eine 6 monatige Probezeit für uns. Was kam war leider das, was ich wahrscheinlich schon beführchtet habe, geändert hatte sich nichts. Als ich im Juni in die Klinik mußte um mich an der Bauchspeicheldrüse und am Zwölfffingerdarm operieren zu lassen, fing sie wieder sehr stark zu trinken an. Im Juli nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, tauchte meine Frau für ein paar Tage unter (ließ mich mit den Kindern und ohne Geld zurück). Dann kam es noch dicker, es kam heraus, das sie auch die Miete für die Wohnung nicht bezahlt hatte und wir die Wohnung räumen müssen. Für mich steht jetzt endgültig der Entschluß keinen weiteren Neuanfang mit meiner Frau zu versuchen, denn das was sie uns antat, ist in keiner Weise wieder gut zu machen. Ich wünsche ihr aber trotzdem, das sie es auch schafft ihren Weg in ihre Trockenheit zu finden und das wir wie gute Freunde uns mal gegenüberstehen können (schon der Kinder wegen). Ich suchte mir überall bei den Behörden die notwendige Unterstützung und eine neue Wohnung für uns drei.

Seid dem 01.09. wohnen wir drei in einer schönen neuen Wohnung und bauen uns ein neues Leben auf. Mich machte dies alles noch stärker, es riß mich nicht runter sondern erfüllte mich Kampfkraft. Ich bin stolz auf mich, das ich das alles geschafft habe und auch keinen Saufdruck oder gar einen Rückfall erlitten habe. Dies hätte mir und den Kindern am allerwenigsten genutzt.

An dieser Stelle möchte ich mich auch bei meinen Freunden aus der Finchleystr. und aus dem Chat (www.a-connect.de) rechtherzlich bedanken, denn sie haben mir immer Mut zugesprochen und mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Nun ist das Jahr 2001 und ich lebe bereits 4 Monate mit meinen Kindern glücklich in unserer neuen Wohnung. Wir sind alle drei mit unseren Leben sehr zufrieden und glücklich. Die Kinder haben die Trennung sehr gut verkraftet und sind froh bei mir geblieben zu sein, denn ihre Mutter trank bis vor kurzem noch weiter. Sie ist zur Zeit auf Entzug in einer Klinik und macht auch dort eine Langzeittherapie. Ich möchte ihr auf diesem Wege alles Gute wünschen.

Am 12. Februar beginnt für mich ein weiterer neuer Lebensabschnitt, denn dann fange ich auch wieder eine Weiterbildung zum WEB Marketingassistenten an. Nach der Schule werde ich als ehrenamtlicher Helfer mich noch im betreuten Wohnen der Caritas betätigen, denn ich möchte meine Erfahrungen auch persönlich weiter geben. Desweiteren werde ich auch noch Seminare des Kreuzbundes besuchen um mich als Mitglied des Kreuzbundes auch da weiter zu bilden.

 

Thomas (Alkoholiker)

 

 

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Mittwoch19:00 - 20:30

"Der eine sei des anderen Medizin"

 
altes Afrikanisches Sprichwort

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