Nun erzähle ich, wie meine Suchtkarriere begann, einen Rückfall erlebte, dann der Leidensweg aus meiner Sucht. Alles begann im Jahr 1984, in dem Jahr musste ich fort von zu Hause, da ich meine Lehre als Wirtschaftskaufmann machen musste. Ab und zu bekam ich Kopfschmerzen und wie das so ist, nahm ich eine Tablette, damit die lästigen Schmerzen mich nicht mehr plagten. Ich muss noch erwähnen, als Kind kannte ich keine Kopfschmerzen. So war ich in der Meinung, es ist die Ursache von zu Hause fort und der Stress in der Lehre. Die Kopfschmerzen traten immer öfter und stärker auf und schleichend erhöhte sich die Dosis von Tabletten. Somit begann dann meine Suchtkarriere. Diese Sucht hielt 16 Jahre an und all die vielen Jahren wollte ich nicht es wahr haben, dass ich bereits Suchtkrank war. Zuletzt nahm ich pro Tag ca. 20 Tabletten ein. Was habe ich alles probiert, angefangen von Massagen, RS, UT, und Akupunktur. Bis zu dieser Einsicht, dass ich Hilfe brauchte, hatte ich stets die Frage "Warum ich?“ Bin schon bestraft, da ich körperbehindert bin. Ist das ein Leben von früh bis abends nur diese Schmerzen zu ertragen? Ich dachte an Selbstmord, weil ich oft die Hoffnung verloren hatte, es würde mir eines Tages besser gehen. Dann kam der Tag im Jahr 2000, wo es mir bewusst wurde, dass ich Hilfe brauchte. Ich nahm mir allen Mut, den ich besaß und mein Weg führte zu einer Suchtberatungsstelle. Die Suchtberaterin ließ mich erzählen und das erleichterte mich sehr, da ich Fragen hasste, wenn es um mich geht. Nach vielen Einzelgesprächen war ich nun bereit, eine Entgiftung zu machen. Im August 2000 fuhr ich nach Elbi und die Entgiftung dauerte 4 Wochen. Es fiel mir die ersten zwei Wochen sehr schwer. Meine Schmerzen waren unerträglich, meine Seele und Körper verlangten nach dem Suchtmittel. Dann kam der Tag, auf den ich gewartet habe. Ich hatte keine Schmerzen mehr. Konnte es gar nicht fassen ohne Kopfschmerzen zu leben. Von diesem Tag an ging es bergauf. Bei der Entlassung fragten mich meine Leute aus der Gruppe "Hast Du keine Angst?" "Nein, ich werde nie wieder eine Schmerztablette nehmen, es wird mir nie wieder passieren“, war meine Antwort. Das war ein großer Irrtum, was ich damals noch nicht wusste und ahnte nicht, was auf mich zukommen würde. Drei wundervolle schmerzfreie Jahre erlebte ich. Mein Wochenplan war ausgefüllt. Ich unternahm sehr viel mit meinen Freunden und machte beim Behindertensport aktiv mit. ich war mit meinen Leben sehr zufrieden.
Der Rückfall kam im Januar 2003
Plötzlich waren die Kopfschmerzen wieder da und sie wurden unerträglich. Ich sagte mir: "Eine Packung Schmerztabletten kann ich mir holen. Ich habe es ja unter der Kontrolle". Die Tabletten wirkten sehr gut und schnell. So wurde eine nach der anderen Packung gekauft, somit hing ich wieder voll in der Sucht drin. Nach 3 Monaten ging ich dann zu meiner Suchtberaterin und sie meinte, ich hätte sofort kommen müssen. Dann erzählte ich es meiner Mutti. Sie ahnte es schon, dass was mit mir nicht stimmte, aber sie hielt es nicht für möglich, dass ich rückfällig geworden war. Einige Zeit später erzählte ich es meinen Vati. Das, was er mir sagte, hatte mich zutiefst verletzt. "Du hast mich schwer enttäuscht und Du hast kein Willenskraft". Immer wenn ich verzweifelt oder wütend war, schluckte ich mehr Tabletten, merkte nach einiger Zeit, dass es keine perfekte Wirkung für mich hatte. So kam die Zeit, wo ich mir Tramalgan 50 undDiclo 75 spritzte. Da ich öfters unter Migräneanfälle hatte, schrieb mir mein Hausarzt einen Schein aus in dem der Inhalt bestand: "Die Patientin leidet unter starken Migräneanfällen und hat mit Tramalgan 50 und Diclo75 gute Erfahrungen gemacht". So konnte ich beruhigt auf Reisen gehen, falls dies auftrat, konnte ich diesen Schein vorlegen und mir wurde es gespritzt. Dann kam der Tag, an dem ich mich selber spritzen konnte. Es war am Wochenende und hatte wieder mal diesen Migräneanfall. Ich fuhr mit dem Auto zur Notdienststelle und zeigte dem Arzt diesen Schein vor. Der Arzt meinte: "Das Tramalgan 50 muss ich Ihnen auf Rezept aufschreiben und gehen Sie nebenan zur Apotheke, dann kann ich es Ihnen spritzen". Wie gesagt und getan, dann kam der Moment, womit ich niemals rechnete. Er gab mir die restlichen 4 Ampullen Tramalgan sowie 4 Ampullen Diclo in Packungen. "Die nehmen Sie mit, wenn Sie wieder in so einer Lage sind, haben Sie diese bei und es kann Ihnen gleich gespritzt werden", sagte der Arzt zu mir. Als ich im Auto saß, sah mir die Packungen an, da machte es bei mir Klick. "Nun brauche ich die Spritzen und kann es selbst machen", waren meine Gedanken. Am Tag darauf fuhr ich zu dieser Apotheke, wo ich das Rezept einlöste. Ich erklärte ihnen: "Ich brauche für diese Schmerzmittel Spritzen. Der Arzt meinte, ich könnte es selbst machen". Prompt bekam ich die Spritzen und ich war überglücklich. So kehrte ich die erste Zeit alle 4 bis 5 Tage bei der Notdienststelle ein. Nahm die leeren Packungen mit und legte meinen Schein bei einem Arzt oder Ärztin vor. "Ich möchte morgen früh für 3 Wochen in Urlaub fahren und bin gerade beim Koffer packen, da sehe ich, dass die Packungen leer sind" erzählte ich ihnen. Es klappte wie geschmiert. Zu Hause dröhnte ich mich dann zu. Es war immer ein herrliches Gefühl. Innerhalb in kurzer Zeit steigerte sich die Dosis. Mein körperlicher Zustand ging den Bach runter, da ich von Woche zu Woche an Gewicht verlor. Mein seelischer Zustand brachte mich auf Gedanken, Selbstmord zu begehen, einfach Überdosis spritzen und ich wäre erlöst gewesen.
"Warum sollte ich so weiter leben "?
Irgendetwas hielt mich doch davon ab. Meine Seele und Körper schrie nach diesen Schmerzmittel. Ich wurde aggressiv, unruhig und meine Gedanken klebten nur an diese Schmerzmittel. Als ich mich dann spritzte, merkte ich wie alles entspannte und das Leben war wieder wunderschön, bis ich den nächsten Schub brauchte. Ich hasste es, den Nachschub zu besorgen, mir blieb keine andere Wahl. Ich war in eine T - Gasse reingerast und kam nicht mehr raus. Mir war alles egal, hatte keinen Bock auf irgendetwas.
Den Sinn des Lebens verlor ich durch meine Sucht!
Eines Tages geschah etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Ich war bei meinen Eltern und hatte wie immer vorher meine Schmerzmittel gespritzt. Die Dosis der Schmerzmittel wurde schon erhöht, aber es war nicht mehr die aktuelle Dosis, was ich später feststellte. Nach einigen Stunden wurde die Wirkung schwächer. Mein Kopf schmerzte und ich wurde unruhig. "Hätte ich nur was mitgenommen ", dachte ich. Meine Eltern wussten noch nichts von meinen Spritzen. Mein Vati fragte mich, ob was mit mir ist. Er bekam keine Antwort, da ich nur eins wollte, Tramalgan u. Diclo75. Er regte sich so auf, dass er einen Herzanfall bekam. Wir mussten den Notdienst holen. Ich gab mir die Schuld, was geschehen war. Er meinte, es wäre nicht der Fall gewesen, aber ich nahm es ihm nicht ab. Als ich zu Hause war, erhöhte ich die Dosis und von diesem Tag an, dröhnte ich mir Tramalgan 150ml und Diclo 150ml pro Tag rein. Am Tag darauf erzählte ich meinen Eltern, dass ich mir Schmerzmittel spritze. Sie waren total geschockt. Ich berichtete ihnen, wie alles begann.
Ich schrieb an meinen Eltern einen Brief.
"Liebe Eltern, mir fiel es schwer Euch die Wahrheit zu sagen wegen der Spritzen. Bin jetzt aber erleichtert. Mein Leben ist wie eine Achterbahn mal hoch, mal runter, so mein Zustand. Ich habe Angst vor mir selbst, zugleich sitzt die Wut in meinen Nacken. Ich bin noch mehr abgerutscht als damals. In ein sehr tiefes Loch fiel ich und komme ohne Hilfe nicht mehr raus. Wenn ich in Elbi bin, werde ich einen sehr harten Kampf vor mir haben. Muss den Weg finden, mein Leben wieder in die richtige Bahn zu bekommen. Aus dieser Hölle will ich raus! Ich will den Sinn des Lebens wieder finden und nicht an den Tod denken. Vati, ich möchte, dass Du versuchst mich zu verstehen, es würde mir helfen, denn Deine Tochter ist medikamentenabhängig!“ Meine Eltern konnten es nicht begreifen, dass ich rückfällig wurde. Vor allem das mein Schweigen solange anhielt, bis ich ihnen die Wahrheit sagte. "Wir hätten Dir helfen können und hätten Dich gleich nach Elbi gebracht", waren ihre Worte. Meine Antwort darauf: "Ich habe geschwiegen, da ich am Anfang des Rückfalls der Meinung war, ich habe es unter Kontrolle. Nach der Erkenntnis von mir, schämte ich mich so sehr und mir fielen die Worte es Euch zu erklären und den Mut dazu. Ihr könnt mir nicht helfen, da Ihr es nicht ertragen könntet, zu sehen, wie ich leide, wenn ich meinen neuen Nachschub brauche, da ich dann nur mit mir selbstbeschäftigt bin". Mein Vati wollte es nicht wahr haben, dass die Sucht niemals " Heilbar " ist und das belastete mich sehr. Alles war bei mir verschwunden, die Fröhlichkeit, der Elan und mein Unternehmungsgeist. Ich vernachlässigte meine Freunde und meinen Hund. Sollte ständig bei meinen Eltern sein, so der Wunsch von ihnen. Mir ging es alles auf den Keks und ich empfand es zu diesem Zeitpunkt als "Kontrolle über mich zu haben". Heute weiß ich, das dies nicht der Fall war, sie wollten nicht, dass ich ständig allein zu Hause hockte. Am 04.10.2003 bekam ich einen Brief vom Diakonie - Krankenhaus Elbingerode, dass mein Aufnahmetermin am 13.10.2003 war. Es brauchte alles nicht sein, war in eine beschissene Lage reingerutscht. Da konnte man sich 1000 Fragen stellen, die Antwort konnte ich mir nur selbst geben. Die Gedanken über sich kann man nur selbst machen, die Schuld trägt man persönlich und nicht die anderen. Es ist einfacher gesagt, es haben andere Leute oder die Lebenslage schuld. Wieso kommt man in so eine Teufelslage, es sind Ursachen, die man nicht für voll nimmt. Es ist ein Chaos, wo fängt man an, aufzuräumen. In der Langzeittherapie (LZT) räumte ich mein Leben auf, darauf komme ich noch zurück.
Die Zeit in der Akutklinik vom 13.10. bis 01.12.2003
Am 13.10.2003 fuhren meine Eltern und ich nach Elbi. Auf der einen Seite war ich glücklich, endlich Hilfe zu bekommen, aber auf der anderen Seite hatte ich panische Angst, da ich kein Schmerzmittel spritzen konnte. Das war für mich ein Albtraum leiden zu müssen. Vor der Abreise dröhnte ich mich noch voll. Wie wird es morgen sein? Die Nacht vom 13.10. zum 14.10. war die Hölle "Migräneanfall " Der Arzt verabreichte mir Medikamente, wo ich danach 6x gebrochen hatte. Von dieser Stunde an hieß er für mich " Cocktailfreund“ Wir begegneten uns später in der Reha zu LZT. In der Akut war sehr viel Langeweile und so vergingen die Tage überhaupt nicht. Ich hatte ständige Kopfschmerzen und meine Gedanken hingen nur an Tramalgan und Diclo 75. " Wäre ich bloß zu Hause, könnte ich mich volldröhnen, dann würde es mir gut gehen ". Diese Gedanken begleiteten mich viele Monate. Keine Besserung, wie oft verlor ich die Hoffnung, wollte meine Sachen packen und einfach nach Hause. Ich erlebte viele Suchtdrucks (SD), hatte vor Wut darüber, dass meine Seele und mein Körper stärker sein wollten, als ich. Dachte über vieles nach und viele Fragen blieben für mich unbeantwortet. " Warum nahm ich wieder Schmerzmittel? Vielleicht weil ich in der Meinung war, ich könnte die Notbremse ziehen. So selbstsicher war ich gewesen und das wurde zu meinem Verhängnis ". "Wenn die Zeit in Elbi vorbei ist, darf ich nie wieder Schmerzmittel einnehmen. Für mich wird jeder neuer Tag ein Kampf sein, die Sucht zu besiegen. Es wird nicht immer einfach sein. Ich will nie wieder zurück in diese „Hölle "." Ich gestehe mir ein, ich bin Suchtkrank! " Diese Gedanken waren ziemlich am Ende der Akutzeit. In der Akutzeit lernte ich viele Menschen kennen, die auch der Sucht verfallen waren. Unter ihnen war ein Mann, der auch Tramalgan einnahm. Wir wurden gute Freunde. Meine Mutti schrieb mir sehr viel, worüber ich sehr freute. Aber auch meine Freunde unterstützten mich per Briefe und gaben mir das Gefühl, ich bin nicht allein. Trotzdem stand ich allein gegenüber meiner Sucht da, ich musste den Kampf gegen die Sucht antreten. Am Anfang der Akutzeit, dachte ich nicht im Traum daran, eine LZT in der Reha zu machen. "Ich schaffe es in 4 Wochen, wie damals vor 3 Jahren und dann bin ich wieder clean", dachte ich und musstemit voller Wut feststellen, dass es ein großer Irrtum war. Durch das Spritzen von Tramalgan und Diclo 75 fiel ich noch tiefer in den Abgrund als damals. Bis ich die Einsicht hatte, dass eine LZT in Elbi notwendig ist, vergingen viele Wochen. "Mir ist bewusst geworden, ich muss und will die LZT machen, sonst werde ich nie wieder richtig leben können. Ich möchte wieder glücklich sein und das Leben in vollen Zügen genießen. Wenn alles so einfach wäre, aber es ist ein harter Kampf, um einen Schritt weiter zu kommen. Irgendwann werde ich am Ziel sein und sagen können: " Ich habe es geschafft ! " Es werden noch viele Tage geben, wo es mir beschissen gehen wird. Hoffnungslosigkeit, Wut und Traurigkeit werden mich begleiten. Ich will diese Sucht besiegen, um endlich clean zu sein, jetzt und in der Zukunft."
Die Zeit der LZT in der Reha in Elbi 02.12.2003 bis 01.03.2004
Nun war der Tag gekommen, wo ich in die Reha zur LZT musste. Ich wusste nicht, was auf mich zukam, da war mir schon ein wenig komisch zumute. Alles fremde Menschen, hatte niemanden, dem ich mein Vertrauen geben konnte. Die ersten 2 Wochen bedeuteten für mich eine totale Umstellung. Der Wochenplan überfüllte sich mit Therapien ( Gruppengesprächsrunde = GG, Beschäftigungs- = BT / Arbeitstherapie = AT, Hauswirtschaft = HW, Sport, Wandern Arztvorträge, Literaturabend, Patient für Patient und Musiktherapie) Wir waren 12 Frauen und eine sehr lustige Gruppe. Sie akzeptierten mich vom ersten Tag an und so gehörte ich von der ersten Stunde an in ihre Clique. Das machte mich glücklich und somit war ich nicht allein. Die Kopfschmerzen plagten mich, aber ich musste jede Therapie mitmachen. Die Hoffnung verlor ich oft, dass sie jemals verschwinden und dann überkam mich die Traurigkeit, aber auch die Wut. Ich verlangte sehr oft Schmerzmittel, da ich sie nicht mehr ertragen konnte. Am zweiten Tag führte mein Therapeut mit mir ein Einzelgespräch. Für mich war das Gespräch auf der einen Seite sehr interessant, aber auf der anderen Seite war es seelisch anstrengend gewesen. Ich entdeckte, dass mein Misstrauen gegenüber anderen Leute im Laufe der Jahre immer stärker wurde. Ich vertraue nur wenigen Leuten mein Leid und alles was zum Leben gehört an." Meine Härte zu mir selbst und gegenüber anderen Menschen sollte ich langsam abbauen ", waren seine Worte. "Das sagt sich so leicht und mir kommt die Frage auf "Wie warum?". "Schadet es mir oder den anderen Menschen?" Dafür gibt es keine Antwort ". Viele Jahre brauchte ich dazu, hart zu mir selbst und gegenüber anderen Menschen zu werden. Ich konnte damit einfacher leben. Mir war und ist es total egal, wie die anderen über mich dachten. Das Weinen verlor ich somit, durch meine Härte. Es gab eine Zeit, wo ich bereit war, meine Härte abzulegen und meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. In dieser Zeit merkte ich, dass ich sehr sensibel wurde "Wenn ich es zulassen würde, könnte ich es ein Gefühlschaos in meinen Leben geben. Würde ich damit zurechtkommen?" Nein wäre ich nicht, da ich mich überhaupt nicht mehr wohl fühlte. Somit versperrte ich den Weg, in dem ich meine Gefühle wieder zum Stillstand brachte und meine Härte kam wieder zum Vorschein. Durch meine Körperbehinderung wurde ich hart im Leben. Als Kind hatte ich schon die Begabung, hinter die Fassaden der Menschen zu schauen und ihren Charakter zu beurteilen. In den Jahren konnte ich meine Menschenkenntnisse verfeinern und ausbauen. Wurde ich enttäuscht, was heute noch zutrifft, war dann eine Abneigung gekommen. Für mich waren diese Menschen tabu. Ich hasse Schmeicheleien und Rumrederei. Ich verlange Ehrlichkeit und Direktheit. Meine Freundschaften pflege ich mit großer Sorgfalt. Das zu meiner Person. Der 07.12.2003 war der Tag, worauf ich solange gewartet habe. Keine Kopfschmerzen plagten mich ! Ich war so glücklich und hätte die Welt umarmen können. Zwei Monate und 4 Tage musste ich die Geduld Aufbringen, bis dieser Tag kam. Ich stand auf der Spitze des Berges! Die schmerzfreien Tage traten immer öfters auf. Leider gab es auch dann Tage, wo ich Suchtdrucks (SD) und Schmerzen aushalten musste. Dann war ich am Boden, hatte die Wut über mich und Hoffnungslosigkeit. Aber eins kam dann immer wieder zum Vorschein, meine ganze Kraft zum Kampf gegen die Sucht. Das rettete mich aus dieser Hölle raus zu kommen. Über Weihnachten und Silvester musste ich dort bleiben, aber es war auch für mich eine Sicherheit gewesen. Das war das erste Mal, Weihnachten nicht zu Hause gewesen zu sein. Mir war auch nicht dazu, keine weihnachtliche Stimmung. Für meine Eltern war es furchtbar, aber es war halt mal so die Situation. Zum Silvester kam wieder der gehasste SD und ich wünschte mir so sehr die Schmerzmittel, die ich mir immer spritzte. Oft fragte ich mich, warum machen sich die Menschen ihr Leben so schwer. Jeder ist für sich verantwortlich und kann sein Leben in vollen Zügen genießen. Ich denke auch, dass es viele Menschen gibt, die nicht wissen, wie gut ihr Leben ist. Ich genieße jeden schmerzfreien Tag, habe ich Schmerzen, versuchte ich damit umzugehen. Es gelang mir lange nicht so oft, ohne Schmerzmittel auszukommen, was heute nun der Fall ist. Es gab zwei Wochenenden, an dem man seinen Therapie - Urlaub antreten musste. Es war ein Test, wie stabil man war. Leider gab es auch einige Rückfälle. In mir waren große Schwankungen, ich wusste nicht, wie es mir zu Hause ergehen würde. Mir blieb keine andere Wahl.
Therapie - Urlaub vom 23.01. bis 25.01.2004
Als ich zu Hause war, hatte ich ein eigenartiges Gefühl, nach so vielen Monaten, endlich wieder einmal zu Hause zu sein. Am 24.01.2004 holte mich die Wahrheit ein. Extreme Kopfschmerzen plagten mich und langsam kam der SD zum Vorschein. Ich dachte nur an Tramalgan und Diclo 75. Meine Hände zitterten zuerst. Dann fing der ganze Körper an zu zittern. Ich hatte Angst. Meine Gedanken kreisten umher. Dann setzte ich meine ganze Kraft ein und sagte zu mir: "Denke daran, wie Du durch die Hölle gegangen bist und es dauerte Monate, bis es Dir besser ging. Auf dem Gipfel des Berges stehst Du und gehe Deinen Weg nach vorn und nicht zurück !" Es funktionierte, immer wieder sagte ich mir diese Worte. Ich war nun endlich stärker als meine Sucht.
Therapie - Urlaub vom 06.02. bis 08.02.2004
Kein SD und Schmerzen !
Diese LZT war für mich eine sehr harte Zeit. Sehr viele Fragebögen musste ich ausarbeiten. Immer meine ehrlichen Gedanken aufschreiben oder sagen in der Gruppengesprächsrunde. Ich war am Anfang nicht bereit dazu, Hilfe von meinem Therapeuten anzunehmen, da ich der Meinung war, es allein zu schaffen. Mein Vertrauen zu meinem Therapeuten wuchs langsam. Ich testete ihn auf meine Weise, wie weit konnte ich gehen, wie wird er reagieren auf meine Handlungsweise. Dann war der Bann gebrochen und ich gab ihm mein volles Vertrauen. Ich schätze sehr an ihm, dass er ein sehr guter Zuhörer ist und sich auch die Zeit für mich nahm, obwohl er manchmal unter Zeitdruck stand. Ich erzählte ihm alles, was mich bewegte. Das war für mich sehr wichtig gewesen. Nach zwei Monaten Aufenthalt wurde ich Therapiemüde. Es reichte mir und ich wollte einfach nicht mehr weitermachen. Immer dieser Zwang, man musste für alles bereit sein. Diese Müdigkeit verging zum Glück rasch wieder. Bevor ich diese LZT machte, hatte ich keine Zukunft mehr. Wozu auch? Mein Motto hieß: "Was heute ist, ist heute und was morgen ist, ist morgen" In den vielen Monaten machte ich mir viele Gedanken über mein Leben, aber vor allem über meine Suchtkarriere. Insgesamt warf ich 17 Jahre meines Lebens fort. In der LZT lernte ich, wie ich am besten mit meinen Leben ohne Schmerzmittel umgehen muss. Ich habe mir Ziele gesetzt, die ich erfüllen kann und die nicht nach hinten losgehen. Mein Ziel ist, eine SHG für Medikamentenabhängige aufzubauen. Mit Hilfe von Suchtberatern möchte ich mein Ziel erreichen.
Nach der Entlassung am 01.03.2004
Inzwischen passierte vieles und einige Erfolge konnte ich erleben. Durch Zufall las ich einen Bericht über eine medikamentenabhängige Frau. Somit nahm ich den Kontakt mit der Suchtberaterin dieser Frau auf. Diese Suchtberaterin möchte eine SHG für medikamentenabhängige Frauen aufbauen. Ich erzählte ihr über meine Suchtkarriere und bot meine Hilfe an, wenn sie mich braucht. Am 26.03.2004 machte das mdr Fernsehen mit mir ein Interview. Ich sprach über "Meine Jahre mit der Sucht" Ich möchte allen Medikamentenabhängigkeiten Mut machen, gegen die Sucht zu kämpfen. Man muss die Einsicht haben, dass man Suchtkrank ist, nur so kann man Sieger über die Sucht werden. Für mich heißt es, jeder neuer Tag ist ein neuer Kampf gegen die Sucht, um clean zu bleiben. Es ist für mich persönlich ein tolles Gefühl, an einem neuen Tag "CLEAN" geblieben zu sein!
Mein erstes Jahr nach der Sucht
In dem Monat März waren kleine Erfolge zu sehen. Dann kam alles anders, wie ich es mir vorstellte. Der gesundheitliche Zustand meines Hundes verschlechterte sich von Woche zu Woche. Ich bereitete mich vor, dass er eines Tages gehen muss. Meine Gedanken waren nur bei ihm, da er für mich "Mein und Alles" war. Dies kann nur einer verstehen, der selbst einen Hund besitzt und ihn über alles liebt. Dann kam der Tag, wo er für immer gehen musste. Somit begann meine Tiefphase und es traten auf einmal Probleme auf. Meine Eltern fingen wieder an mich zu kontrollieren, indem sie mich ständig fragten, wie ich meine Freizeit gestalte. Das Verhältnis zu ihnen wurde immer grasser und am Ende ging ich ungern zu meinen Eltern, da ich mir vorher überlegen musste, was ich ihnen erzähle. Wollte mir ihre klugen Ratschläge und irgendwelche Kommentare ersparen. Zwei Freundinnen, wo ich annahm sie sind es, habe ich den Kontakt abgebrochen. Mit dem Aufbau der SHG funktionierte auch nicht so richtig. Am liebsten hätte ich Magdeburg verlassen und alles hinter mir zu lassen. Es wäre der einfache Weg gewesen, aber ich blieb. Egal wo man geht, begleitet diese Situation, in der man sich befindet, ständig. Also beschloss ich mich, umzudrehen und noch einmal neu anzufangen. In meiner Kindheit lernte ich zu kämpfen und niemals aufzugeben. Ich hatte immer einen Traum, der aber nie in Erfüllung gehen würde und zwar wollte ich nicht körperbehindert sein. Musste lernen damit zu leben. Somit entwickelte sich meine Härte zu mir und gegenüber anderen Menschen. Mir kamen Ideen zwecks der SHG. Ich ließ einen Artikel veröffentlichen und verteilte Informationsblätter mit dem Inhalt: " Eine medikamentenabhängige Frau, die clean ist, sucht Kontakt zu betroffenen Frauen, die abhängig oder clean sind." Leider meldete sich keine Frau, aber dafür suchte ein junger Mann Kontakt zu Medikamentenabhängige. Vielleicht sind die Männer offener als die Frauen, wenn es um das Thema " Sucht " geht. Inzwischen wurde ein neuer Entwurf für Infoblätter gemacht. MAoC = Medikamentenabhängigkeit oder clean und dazu einen Text. Sehr guten Kontakt habe ich zu meinem Therapeuten aus der LZT in Elbingerode. Heute bin ich zufrieden mit meinem Leben, da ich mein Ziel vor den Augen habe und ich will es unbedingt erreichen. Ein neuer Bekanntenkreis wird aufgebaut.